Neuigkeit vom 21.04.2023

ERK-Prüfbericht: Gebäudesektor überschreitet Emissionsgrenze zum dritten Mal

Der Verkehrs- und der Gebäudesektor in Deutschland haben ihre erlaubten Emissionsobergrenzen für 2022 überschritten, wie der Expertenrat für Klimafragen (ERK) am Montag bei der Vorstellung seines Prüfberichtes auf einer Pressekonferenz in Berlin bekannt gab. Gemäß Klimaschutzgesetz (KSG) müssen die zuständigen Ministerien nun innerhalb von drei Monaten ein Sofortprogramm vorlegen, wie sie die Jahresemissionsmengen zukünftig einhalten wollen.

Die Abbildung zeigt die Veränderung der THG-Emissionen im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 anhand verschiedener Effekte im Jahr 2022. Die Höhe der grauen Balken stellt jeweils die verbleibende (hypothetische) Emissionsmenge nach Abzug oder Addition der jeweiligen Effekte dar. Darstellung: ERK

Die weiteren vier im Gesetz genannten Sektoren Energie, Industrie, Landwirtschaft sowie Abfallwirtschaft und Sonstiges konnten ihre Zielwerte einhalten. Insgesamt sank der Treibhausgasausstoß im Vergleich zu 2021 von 760,4 auf 746,2 Megatonnen (Mt) CO2-Äquivalente und damit um 1,9 Prozent.

Ohne Energieeinsparungen wäre Verfehlung noch höher ausgefallen

Der Sektor Gebäude verursachte demnach im Jahr 2021 rund 118 Mt. CO2-Äquivalente und verringerte seine Emissionen 2022 auf knapp 112 Megatonnen. Aber der Zielwert für 2022 wurde dennoch um 4,3 Mt. überschritten, erklärte ERK-Vorsitzender Professor Dr. Hans-Martin Henning bei der Präsentation der Zahlen. „Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass der Gebäudesektor zum dritten Mal in Folge überschritten hat.“

Und selbst der Rückgang der Emissionen um 6,3 Mt. CO2-Äquivalente (-5,3 Prozent) erkläre sich überwiegend aus der milden Witterung sowie möglicherweise nur temporären Veränderungen im Heizverhalten in Folge des Krieges in der Ukraine, heißt es in einer Pressemitteilung weiter. Ohne solche Energieeinsparungen wäre die Verfehlung im Gebäudesektor noch höher ausgefallen.

Gasheizungen mit Abstand meist verkaufte Heiztechnologie

An der Struktur des Heizsystembestands habe sich auch in 2022 wenig geändert. Mit 75 Prozent Anteil dominierten weiterhin fossile Heizungen. Trotz eines stark wachsenden Marktanteils an Wärmepumpen seien Gasheizungen bei neu eingebauten Anlagen die mit Abstand meist verkaufte Heiztechnologie.

Mit 75 Prozent Anteil dominieren weiterhin fossile Heizungen im Bestand, so der Expertenrat für Klimafragen.

Zum Hintergrund: Am 18. Dezember 2019 trat das Klimaschutzgesetz in Kraft. Um bis zum Jahr 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen, definiert das Gesetz nationale Klimaziele und legt für einzelne Sektoren jährliche Emissionsgrenzen fest. Der unabhängige Expertenrat für Klimafragen prüft seit 2021 die entsprechenden Daten, die das Umweltbundesamt bereitstellt.

Expertenrat für Klimafragen skeptisch gegenüber Ampel-Plänen zu Sektorenzielen

Zu den jüngsten Plänen der Ampel-Koalition, die Sektorenziele zu lockern und für eine Gesamtbilanz untereinander verrechnen zu können, äußerte sich Dr. Brigitte Knopf, stellvertretende Vorsitzende des ERK, kritisch. „Wir sind in keinem Sektor auf einem guten Weg. Und auch wenn wir aggregiert betrachten, ist es nicht so, dass der eine Sektor dem anderen etwas ausleihen könnte und dass es da irgendwo einen Puffer gibt.“